Sehr geehrte Damen und Herren,
welche wirtschaftlichen Risiken auf uns zukommen, erfahren Sie täglich aus den Medien. Viel beeinflussen können wir nicht. Es gibt also genügend Gründe, sich Sorgen zu machen.
Lassen Sie mich etwas aus meinem privaten Bereich erzählen. Bekanntlich ist meine Frau in Mexiko City in die Schule gegangen. Vor zwei Monaten hatte sie dort ein Klassentreffen, was sie für eine dreiwöchige und über 2.000 km lange Rundreise zu alten Klassenkameraden/ -innen nutzte. Sie kam ganz begeistert wieder und erzählte von tollen Erlebnissen und tiefen Einblicken über die Realität in dem Land ihrer Jugendzeit. Ihr Fazit dieser Reise war jedoch: „Ich bin glücklich, in Deutschland wohnen zu können“.
Ist nicht Weihnachten eine Gelegenheit, einmal über unsere ganze Lebenssituation nachzudenken; also neben unseren Sorgen und Ängsten auch über das eigene und als Gemeinschaft Erreichte?
Haben wir nicht aus den Trümmern des letzten Weltkrieges eine wirtschaftlich und gesellschaftlich stabile Nation geschaffen?
Unsere so viel geschmähte Politik hat hier im demokratischen Wettstreit viele entscheidende Weichen gestellt. Ludwig Erhard setzte die soziale Marktwirtschaft durch. Im Gegensatz zu etlichen anderen Ländern haben sich alle folgenden Regierungen dem Gedanken der Sozialpartnerschaft verpflichtet gefühlt, wenn auch verständlicherweise mit unterschiedlichen Akzenten.
Auch wenn wir langsam aufpassen müssen, daß wir den Sozialstaat nicht überdehnen, fallen mir zwei wichtige Maßnahmen aus der jüngeren Zeit ein, die unsere Gesellschaft weiter stabilisieren. Das war die „Agenda 2010“ und die m.E. kluge Verabschiedung eines differenzierten Mindestlohns durch den CDU-Parteitag. Warum erwähne ich den in einer Zeit, in der es weit wichtigere Dinge gibt.
Er betrifft zwar aktuell nur ca. 50.000 Arbeitnehmer, produziert allerdings Ängste bei einem Vielfachen an Bürgern, wenn wir ihn nicht einführen würden. Denn die volkswirtschaftlichen Argumente, daß der Markt den Preis regelt, gilt nicht, wenn es ein zu großes Ungleichgewicht zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern gibt. Es war also ein weiterer Beitrag zur Stabilisierung in unserer Gesellschaft.
Was uns das kommende Jahr bringen wird, weiß kein noch so kluger „Experte“. Aber Deutschland ist gut gerüstet, auch für stürmische Zeiten.
Ist es nicht schön, mit solchen Gedanken das Weihnachtsfest zu feiern?
Ihr
Wilfried Uhlmann