Sehr geehrte Damen und Herren,

manchmal denke ich voller Respekt an alte Volksweisheiten, auch wenn sie meist furchtbar simpel und selbstverständlich klingen. Eine davon ist: „du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht“.

Sollten wir alle nicht öfter mal im Geiste einen Schritt zurück gehen, um neben dem Einzelbaum auch den ganzen Wald zu erkennen?

Zu banal? Nehmen Sie das Beispiel vom verminderten Mehrwert-Steuersatz für Hotels. Warum sagt denn die neue Regierung, daß sie die Bürokratie abbauen will und dann macht sie neue Einzelregelungen für Übernachtungen, aber das Frühstück hat wieder den normalen Steuersatz. Hier hat man an „einen Baum“ gedacht, die Hotelbesitzer, jedoch den „Wald“ nicht beachtet.

Anderes Beispiel: Z.Zt. wird viel über Glück geschrieben.  Mir werden dabei oft zu viele Einzelmaßnahmen behandelt. Gestatten Sie mir deshalb, Ihnen meine generellen Gedanken dazu mitzuteilen. Auch wenn das vielleicht sehr pauschal ist, will ich es einmal mathematisch ausdrücken: Glück ist die Differenz zwischen dem Erwarteten und dem Erreichten.

Das bedeutet, wenn man weniger erreicht, als man erwartet hat, wird man sicher enttäuscht sein; kein Glück also.

Wenn man das Erwartete erreicht hat, schafft das für manche bereits Zufriedenheit. Einige nennen es auch schon Glück. Die meisten nehmen es jedoch so hin. Es ist halt so eingetreten, wie man das wollte und geplant hat.

Erst wenn man mehr erreicht, als man erwartet hat, können alle von Glück reden.

Warum belästige ich Sie mit einer so scheinbar schlichten Formel? Ganz einfach: Wir verrennen uns oft in eine Situation und verlieren dann die simplen Zusammenhänge aus den Augen.

Könnten wir nicht viel zufriedener werden, wenn wir einfach unsere Wünsche oder sogar Ansprüche auf ein realistisches Maß zurückschrauben würden. Damit wir uns nicht falsch verstehen; ich habe nichts gegen die Definition von Maximalzielen. Jede Religion oder Ideologie tut das. Aber es ist auch selbstverständlich, daß kein Christ stets jedes Gebot einhält oder ein Kommunist in jedem Punkt die reine Lehre lebt.

Auch uns Mittelständlern muß klar sein, daß nicht alle unsere Wünsche und Forderungen an die Politik erfüllt werden. Auch wir müssen hier unterscheiden zwischen „Traum“ und Machbarem“.

Wenn wir uns öfter einmal fragen, ob wir ein persönliches Ziel nicht zu hoch gesteckt haben, anstatt die Ursachen woanders zu suchen, wenn mal wieder etwas nicht so gelaufen ist wie erwartet, dann haben wir den Schlüssel zu mehr Glück gefunden.

Sicher ist das Weihnachtsfest eine gute Gelegenheit, diesen Gedanken einmal nachzugehen.

Der gesamte MIT-Vorstand wünscht Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein persönlich und beruflich glückliches Jahr 2010.

Ihr
Wilfried Uhlmann