Vor einer Woche habe ich bei Rotariern einen Vortrag zum Thema „Wie Deutschland wirtschaftliche Weltmacht wurde“ gehalten. Dabei wurde mir wieder bewußt, wie wenig selbstverständlich es war, daß wir heute fast im ganzen EU-Raum soziale Marktwirtschaft haben.

Einiges daraus will ich hier erwähnen. Nach dem Krieg kämpfte Truman für wirtschaftliche Unterstützung Europas, also auch Deutschland. Die Republikaner wollten sich aus Europa zurückziehen.

Der „Kalte Krieg“ begann.

Am 12.3.47 wurde die Truman-Doktrin verkündet.

Am 3.4.1948 wurde der Marshall-Plan im US-Kongress beschlossen (übrigens für ganz Westeuropa und nicht nur für Deutschland, wie man manchmal hört).

Sowohl Frankreich, England und Italien (unsere Nachbarn mit ungefähr gleicher Bevölkerungszahl) hatten eine mehr oder weniger stark gelenkte Volkswirtschaft. In Großbritanien begannen unter Attlee sofort Verstaatlichungen, staatliche Lenkung der Wirtschaft und intensiver Ausbau der Sozialsysteme.

Die Marshallplanhilfe als Startkapital nach dem 2. Weltkrieg wirkte dementsprechend unterschiedlich. Frankreich erhielt doppelt soviel und UK dreimal so viel wie Deutschland.

Noch im Ahlener Programm der CDU vom 3.2.1947 sprach man über einen „Christlichen Sozialismus“.

Am 20. Juni 1948 ersetzte die US-Besatzungsmacht die Reichsmark durch die Deutsche Mark (DM). Erhard, als Direktor der Wirtschaftsverwaltung, wurde von der Währungsreform vorher nicht offiziell unterrichtet, erfuhr aber davon. So verkündete er eigenmächtig und gegen den Willen der Besatzungsmächte im Rundfunk die Aufhebung der Preiskontrollen. Den wütenden Vorhaltungen von Lucius D. Clay, dass er die alliierten Vorschriften eigenmächtig abgeändert habe, soll Erhard einer unverbürgten Anekdote zu Folge mit der entwaffnenden Antwort gekontert haben, dass es sie nicht verändert, sondern sie aufgehoben habe. General Clay, der Erhard im allgemeinen wohl gesonnenen war, hakte nach und sagte, dass seine Berater der Überzeugung seien, er mache einen folgenschweren Fehler, habe Erhard geantwortet, er solle ihnen nicht glauben, denn seine Berater sagten ihm dasselbe.

Das war der Beginn der Ludwig Erhard’schen sozialen Marktwirtschaft.

Geistige Vordenker waren u.a. Walter Eucken und Wilhelm Röpke. 2 Punkte will ich von ihnen nennen: freie wirtschaftliche Entfaltung mit klaren Spielregeln und auch den Schutz für Schwache.

Im Lissaboner Vertrag wurde dann die Soziale Marktwirtschaft für alle EU-Staaten vereinbart.

Es ist auch unsere Aufgabe, gegen die Gefahr ihrer Verwässerung zu kämpfen.

Heute wollen wir hören, welchen Beitrag unser Verfassungsschutz leisten kann, damit nicht zu viele Ideen unserer Wirtschaft in falsche Hände gelangen.

Wilfried Uhlmann